Die erste
geschichtliche Erwähnung englischer Orgeln in Russland stammt
aus der Zeit von Königin Elisabeth I.. Im Jahr 1586 notiert
der englischen Botschafter Gerome Gorsey in seinem Tagebuch den
Kauf einer Orgel und verschiedener Klavichorde, die in England für
Zarin Irina Fjodorowna, Schwester von Zar Boris Godunow (regierte
von 1598 - 1605), hergestellt wurden.
Ab der
Zeit Peter des Großen (1682 - 1725), der ein lebhaftes Interesse
an der westeuropäischen Kultur hatte, waren Orgeln weitverbreitet,
besonders in ausländischen Kirchen, die mittlerweile im ganzen
Land gebaut wurden. Englische Orgelbauer bauten Instrumente in der
Anglikanischen Kirche in St. Petersburg (1753, renoviert von Giacomo
Quarenghi, 1814), in Moskau, Archangel usw.. Gegen Ende 1770 gab
Zarin Katharina II. eine Orgel von Samuel Green (1740 - 1796), vermutlich
für Prinz Potomkin in St. Petersburg, in Auftrag.
Die einzige
englische Orgel, die in ihrer ursprünglichen Form erhalten
blieb und bis Mitte 1950 auch spielbar war, ist die Brindley &
Foster Orgel (1877, II/P/23) in der Englischen Kirche in St. Petersburg.
Zwei weitere Brindley & Foster Orgeln gab es in den Englischen
Kirchen in Moskau (II/P/19) und in Kronstadt (1875). Diese Orgeln
wurden aber während der "Kulturrevolution" in der
UdSSR komplett zerstört.
Folglich
gab es bis in 1990er-Jahre keine Instrumente in Russland, auf denen
man eine englisches Orgelrepertoire authentisch hätte aufführen
können. Auch gab es keinen Ort, an dem man sein Wissen über
moderne englische Orgeln und deren Gebrauch erweitern konnte.
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